In der Turmstrasse Neu-Ulm bilder ein neues Wohngebäude den westlichen Abschluss einer ambitionierten Stadtentwicklung entlang der Glacis Anlagen. Das Projekt bietet die Chance wertvollen städtischen Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig den Eingang zur Turmstraße von der Memminger Straße kommend zu markieren. Das nahezu quadratisch geschnittene Grundstück hat je Seite völlig unterschiedliche Umgebungsbedingungen. Im Nordwesten grenzt es an die Turmstraße, die derzeit mit ihren eingeschossigen Werkstattgebäuden etwas verschlafen ist, und in den nächsten Jahren einen viel moderneren, urbanen Charakter erhalten wird. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird parallel ein verdichteter Baublock mit Hochpunkten entwickelt. Die Südwestseite wird von einem viergeschossigen Zeilenbau aus den 60er Jahren flankiert. Die direkt angrenzende Entwicklung auf der Nordostseite ist bislang unbekannt. Auf der Südwestseite grenzen zwei sehr kleinmaßstäbliche Einfamilienhäuser an das Grundstück. Zwischen diesen unterschiedlichen Umgebungen muss der Neubau vermitteln.
Die Gebäudeform vermittelt mit ihrer Höhenentwicklung buchstäblich zwischen den unterschiedlichen angrenzenden Bebauungen. Die nördliche Ecke steigt dramatisch zu einer achtgeschossigen Spitze auf und schafft einen erkennbaren Orientierungspunkt in der Umgebung. Nach Süden, zur kleinteiligen Bebauung hin, terrassiert sich das Gebäude flach ab. Das Gebäude ist geformt wie ein Südhang. Die Grundrissform ist nicht an den Grundstücksrändern ausgerichtet, sondern an der Himmelrichtung. Das Raster erhält eine strikte Nord-Süd-Orientierung. Die Orientierung über die Diagonale bzw. Winkelhalbierende hat mehrere Vorteile. Die Wohnungen erhalten mit der strengen Südorientierung maximale solare Gewinne. Die Fassaden drehen sich um 45° aus der Hauptschallrichtung Ringstraße, eine natürliche Belüftung der Wohnungen ist hierdurch gegeben. Die Orientierung der Wohnungen richtet sich nicht frontal zu dem jeweiligen Nachbargebäude, sondern durch die Lücke der beiden
Die auf den ersten Blick vergrößerte Hüllfläche wird zum entscheidenden Vorteil. Die Wohnungen erhalten wesentlich mehr Tageslichtflächen. Das Spiel aus Vor und Rücksprüngen schafft automatisch Privatheit zwischen den einzelnen Wohneinheiten. Ebenso wird die lange Fassade zur Straße aufgebrochen und rhythmisiert.
Das Gebäude hat eine eindeutige Adressierung an der Turmstraße. Hier liegt der Hauptzugang zum Gebäude. Angegliedert an den Hauptzugang sind die gemeinschaftlichen Bereiche: ein kleiner Fitnessbereich, das „Wohnzimmer für alle“ und Außenräume unterschiedlicher Qualitäten. Gemeinschaftsgärten im Süden, ein kontemplativer grüner Innenhof und gemeinschaftliche Dachterrassen auf unterschiedlichen Geschossen und Nutzungen tragen zur gewünschten familiären Atmosphäre des Gesamtprojektes bei. Hier finden Begegnungen aller Bewohner des Hauses statt. Die Erschließung der Wohngeschosse erfolgt über zwei Treppenaufgänge und auf den Wohngeschossen dient eine Ringerschließung als Laubengang. Dieser ist so angeordnet, dass er nie auf der wertvollen privaten Wohnseite liegt, also in der Regel auf der Nordseite der Wohnungen. Die einzelnen Geschosse sind über zusätzliche Treppen verbunden. An einzelnen Stellen verlässt der Laubengang die Gebäudehülle, tritt nach außen und ermöglicht den Bewohnern einen Blick in die Umgebung. Er wird dadurch zum dreidimensionalen Begegnungs- und Erlebnisort und umspielt das Gebäude und den Innenhof. Die Freiflächen im Erdgeschoss, die nicht zur Turmstraße orientiert sind, werden als privaten Terrassen und gemeinschaftliche Freiflächen angelegt. Ein Durchgang vom Innenhof schafft eine Verbindung zu der südlich angrenzenden Glacis-Anlage für alle Bewohner des Hauses. Hier befinden sich auch die Gemeinschaftsgärten im Süden, die das Gebäude insgesamt auch von außen betrachtet als Ort der Begegnung und des Zusammenhalts zeigen.
Der gewünschte Mix aus unterschiedlichen Wohnungsgrößen wird im Gebäude berücksichtigt. Die Innenräume der Wohnungen sind lichtdurchflutet und alle Einheiten erhalten einen großzügigen privaten Außenbereich Orientierung zu Sonne. Durch die orthogonale Pixelung entstehen spannende und ungewöhnliche Grundrissformen mit interessanten Sichtachsen und selbstverständlichen Zonierungen innerhalb der Wohnungen, Privatheit und Offenheit.
Die Rasterung mit dem Grundmaß 4,50m ermöglicht eine hochwirtschaftliche, elementierte Bauweise. Die geringen Deckenspannweiten spielen ihren Vorteil im Transport und gerade in der Elementierung aus, da über die Geschosse hinweg entsprechend auf die anfallenden Dimensionierungen reagiert werden kann. Eine hohe Qualitätssicherung durch die Vorfertigung und kürzere Bauzeiten untermauern die Konstruktionswahl. So besteht das Gesamtsystem aus fixen Wohnungstrennwänden als Brettsperrholz Massivbauwänden, mit einseitiger Vorsatzschale. So kann gewährleistet werden, dass Brand- und Schallschutz erfüllt sind. Die Wände werden, durch die intelligente Anordnung, automatisch zu linienförmigen Auflagern für die Deckenelemente. Die Decken eignen sich hervorragend für die Herstellung in Holz-Brettstapelweise bzw. Hohlkastendecken mit integrierter Schüttung. Auch hier ist das Thema Brand und Schallschutz im Vordergrund um eine wirtschaftliche und ökologische Bauweise in Holz wettbewerbsfähig werden zu lassen. Die Holzoberflächen werden weitgehend sichtbar belassen dient neben dem visuellen Komfort auch zu behaglichen Innenraumatmosphäre die durch das Material Holz und seine thermische Speichermasse begünstigt werden. Die Innenwände welche über die Wohnungstypen variabel sind, können als Trockenbau bzw. Holzständerwände skelettartig zwischengestellt werden.
Die Sonnenfassaden werden bodentief verglast, hier liegen in der Regel die Wohnzimmer sowie die privaten Balkone. Die Nicht-Sonnenfassaden werden viel geschlossener gehalten. Dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung können hier als nachhaltige Alternative zur Fensterlüftung integriert werden. Die Geräte dienen der nutzerunabhängigen Lüftung der Räume.